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Mittwoch, 6. März 2013

Kleiner schwarzer Kater ...


... oder wie der Mika zu uns kam

Hände kommen auf mich zu, weiter zurück kann ich nicht mehr und zum Weglaufen bin ich zu schwach. Ich dachte, hier zwischen den Müllcontainern, das wäre ein guter und sicherer Platz. Das Mädchen scheint aber ein netter Mensch zu sein, sie hält mich liebevoll und redet beruhigend auf mich ein. Meine Angst legt sich langsam, während sie mit mir ein Stück geht. Dann wird es doch wieder laut. Wo bin ich? Noch mehr Menschen! Mein kleines Herz puckert wild, aber ich bin zu schwach mich zu wehren. Diese Neuen überhäufen mich ebenfalls mit wohlklingenden Worten und ich merke, dass sie mir nichts tun werden. Ich werde in eine Kiste gesetzt und sie stellen mir etwas zu Essen hin. Leider kann ich damit gar nichts anfangen.  Ich weine und frage mich, wie es nur soweit kommen konnte. Wo ist meine Mama und wo meine Geschwister? Ja, bei Mama war es schön, da gab es immer genug zu essen und sie war sooo weich und warm, wenn wir uns alle an sie ankuschelten. Oh, wie sie mir fehlen! Ich habe Hunger und bin müde. Zur Ruhe komme ich hier nicht, es riecht alles ganz anders und die Kiste ist auch recht unbequem. Vielleicht sollte ich einfach nochmal meine Familie rufen.
Schon wieder greifen Hände nach mir, es wird mir das Fleisch vor die Nase gehalten und auf mich eingeredet. Ich weine wieder. Nun komme ich in eine andere Kiste. Diese ist schon etwas schöner. Riecht wieder anders, irgendwas Vertrautes ist dabei. Aber auch hier ist meine Mama nicht. Warum hört sie mich nicht? Vielleicht werde ich ja jetzt zu ihr gebracht. Ein weiteres Geräusch, es klingt etwas gedämpfter als sonst, aber ich kenne es und es bedeutet Gefahr. Meine Angst wird immer größer, ich kann nirgends hin. Wieder weiß ich mir nicht zu helfen und rufe so laut ich kann meine Mama.

So ungefähr muss es sich für den kleinen Mika angefühlt haben, als wir ihn aus einer Gaststätte in Halberstadt abgeholt haben und nun, mit dem Auto, auf dem Weg zum Bereitschaftstierarzt waren. Da saß nun dieses kleine Häufchen Elend in unserer großen Katzentransportbox und miaute herzzerreißend.
Der Tierarzt, ich glaube es war wohl eher ein "Hundemensch", ging nicht gerade zärtlich mit ihm um. Er machte uns auch keine Hoffnung: So klein, so schwach und dann noch Katzenschnupfen.... Er gab ihm trotzdem eine Spritze.
Endlich zu Hause angekommen, schaute mein Mann ihn sich an sagte nur: "Ach du lieber Gott." Als nächstes versuchten wir es mit Katzenfutter, welches ich noch mit einer Gabel zerdrückte. Keine Reaktion. Er schnupperte nicht mal daran. Ich streichelte ihn und redete ihm gut zu: "Du musst doch groß und stark werden!" Das Übliche eben, was man in solchen Situationen von sich gibt. In der Hoffnung, es ist erst mal ausreichend, flösste ich ihm mit einer Spritze etwas Wassser ein. Es wurde der Bastkorb hergeholt, der eh nur als Deko rumstand und zu einem weichen Lager umfunktioniert. Vor der Heizung im Bad ist es schön warm, dort stellten wir ihn hin und schlossen die Tür, damit er ungestört war.

Nun ging es mir schon etwas besser, ich fühlte mich auf alle Fälle schon mal sicher. Mein Durst wurde gestillt und ich lag in einem kuscheligen und warmen Bett. Ich fing an, von meiner Mama zu träumen.

Als ich das nächste Mal nach dem Rechten schauen wollte, sah ich nicht, ob er noch atmete.
" Ich glaube die kleine Katze stirbt gerade!" rief ich aufgeregt meinem Mann zu. Er hob sie hoch, das kleine Köpfchen viel schwer in seine Hand. "Sie ist schon tot." sagte er.
Mein Herz puckerte, mir fielen die Worte des Tierarztes wieder ein, es wurde mir flau im Magen.
Ein tiefer Atemzug durchfuhr den kleinen Körper, der Kopf hob sich und er blinzelte uns müde an ... Tot gesagt leben länger! Er war einfach nur müde und musste Kraft tanken. Ich war erleichtert. Noch ein bisschen Wasser aus der Spritze und wir liessen ihn weiter schlafen.
Das nächste Mal wach hob ich sie aus ihrem "Nest" an der Heizung. Die Streicheleinheiten wurden dankbar entgegengenommen. Stehen konnte das kleine schwarze Fellknäul allerdings nicht, so geschwächt war es. Ihm einen Namen zu geben traute ich mir noch nicht, hatte Angst vor der Bindung und der eventuell folgenden Trauer.
Am nächsten Morgen öffneten wir vorsichtig und voller Spannung die Tür. Neugierig schauten uns zwei große Augen an. Wir schauten freudestrahlend zurück. Meine Tochter Lotta wurde beauftragt, sich um die kleine Katze zu kümmern, während ich Futter besorgen wollte.
Aus dem Katzenhaus, es war Sonntag und kein Geschäft hatte geöffnet, holte ich Katzenaufzuchtmilch. Wieder zu Hause setzte ich alles nach Vorschrift an und hoffte, dass er es auch trinkt. Zwei Milliliter, das war die 1. Mahlzeit. Mir kam es nicht viel vor, aber besser als gar nichts. Weiter ging es mit Schlafen.
Langsam aber sicher steigerte sich die Milchmenge und am Montag lief er schon tretelnd und schnurrend in unserer Küche rum. Nun war es Zeit für einen Namen. "Mika" machte das Rennen.
Am Dienstag fuhren wir zu unserem Tierarzt, dort stellte sich heraus, dass es ein kleiner Kater war, der da schnurrend und kuschelnd auf dem großen Untersuchungstisch saß. "Der will leben!" sagte die Tierärztin. Es gab nochmal eine Spritze zur Stärkung, die das Schnurren aber nicht abbrechen ließ. Tapferes kleines Kerlchen.
Es war schön anzusehen, wie er von Tag zu Tag kräftiger wurde. Inzwischen reichte die Kraft schon für allerhand Spielereien. Am liebsten wurde der Knoblauch aus dem Korb geholt, vom Schrank gespielt oder der Kräutertopf zerpflückt. Danach schlief er meist am "Tatort" erschöpft ein.
Mein neues Heim ist richtig schön. Es gibt immer ausreichend zu fressen, denn inzwischen habe ich das Katzenfutter kennen und lieben gelernt. Neuerdings gibt zwar nur noch Trockenfutter vom Tierarzt, weil es besser für meine Zähne ist, aber dafür gibt es auch einmal am Tag frische Hähnchenbrust. Wenn sie es zurecht macht, sitze ich direkt neben ihr auf dem Schrank und bekomme immer das erste Häppchen.
Und das Beste, ich bin hier nicht allein. Hier sind noch andere Tiere. Da ist z.B. das Lieschen, ich sage mal, sie ist meine große Schwester. Und was macht man mit großen Schwestern? Richtig! Ärgern! Sie faucht mich dann zwar immer an und meine neue Mama sagt dann:"Miiiikaaa, lass das Lieschen in Ruhe!" Dann setze  ich mich kurz, drehe meine Ohren in ihre Richtung  und sie freut sich nun, dass ich so schön höre. Aber wenn sie nicht mehr hinschaut  mache ich weiter. Es gibt auch friedliche Momente mit meiner Schwester. Wenn sie schon in dem großen Bett schläft und ich mich dann ganz leise dazu lege.
Gern spiele ich auch mit Jette. Jette ist ein Staffordshire Terrier. Sie ist erst neu dazu gekommen. Aber wenigstens weiß sie, wie man richtig spielt. Da wird nicht gefaucht und nicht gejammert. Vor allem werde nicht ich in die Schranken verwiesen, denn meine Mama ruft: "Jette, nicht so doll, immer schön langsam!" Jette weiß allerdings noch nicht, wie man die Mama austrickst und kurz hört. Wenn es mir zu bunt wird, springe ich einfach schnell auf den Tisch.
Aus dem verlorengeglaubten Stadtfindelkind ist nun ein wunderschöner, kleiner, frecher Kater geworden.
Jetzt an den Weihnachtstagen, hatten wir Angst um unseren Weihnachtsbaum, da der kleine Räuber meinte, das doch der beste Platz mitten im Baum ist. Da aber ernsthafte Gefahr bestand, dass der Hund ihn dort entdeckt und hinterher springt, waren wir froh, dass er nach dem zweiten Mal "Schimpfen" nicht mehr hineinging.
Im Januar ist er groß genug für die Kastration, außerdem hat er einen Nabelbruch, der noch geschlossen werden muss.
Wir sind froh, dass wir ihn haben, er schenkt uns viel Freude!!!

2 Kommentare:

  1. Was für eine herzallerliebste Geschichte!
    Schön, dass du ihn aufpäppeln konntest... Katzen sind ja soo dankbar und klug!
    Sie geben einem so viel zurück an Liebe!
    Ich könnte nie ohne Katzen leben.

    LG Susi

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  2. Liebe Susi, ich könnte auch niemals ohne Katzen sein. Ich mag ihren Eigensinn.
    "Ein Hund denkt: Die Menschen geben mir ein Haus, sie füttern mich, sie spielen mit mir ... das müssen Götter sein.
    Eine Katze denkt: Die Menschen geben mir ein Haus, sie füttern mich, sie spielen mit mir ... ich muss ein Gott sein."
    Der Mika ist ein schöner, kleiner, aber liebenswerter Haudegen geworden. Er hat noch etwas Rotz, aber ich denke das verwächst sich noch, der Tierarzt meinte, dass es ein anatomisches Problem ist.
    LG Kati

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